Pfahlbauten, Feuchtbodensiedlungen und Packwerke, Bodendenkmale in einer modernen Umwelt.: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Westufer des Attersees wurde bis zum Ausfluß fast zur Gänze abgesucht. Eine nähere Untersuchung der Siedlungen im Ausflußbereich und eine Umrißvermessung stehen noch aus. Am Ostufer des Attersees wurde nur eine Siedlung in der Bucht von Kammer (Kammer II) und die Siedlung Weyregg I im Umriß vermessen.
 
Das Westufer des Attersees wurde bis zum Ausfluß fast zur Gänze abgesucht. Eine nähere Untersuchung der Siedlungen im Ausflußbereich und eine Umrißvermessung stehen noch aus. Am Ostufer des Attersees wurde nur eine Siedlung in der Bucht von Kammer (Kammer II) und die Siedlung Weyregg I im Umriß vermessen.
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====Kammer II====
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Anlässlich des Segelboothafens wurde gesucht und führt 1980 zur Entdeckung einer kleinen neolithischen Siedlung; Kulturschicht sind vollständig ausgeschwemmt. Die Siedlung wird in Kürze völlig zerstört sein. Eine pfahlgerechte Vermessung sollte frühestmöglich erfolgen, um Hausgrundrisse zu erarbeiten.
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====Kammer I und Seewalchen I und II====
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Diese erstrecken sich vom Ostufer vor dem Schloß Kammer über den Ausflußbereich und entlang des Ortes Seewalchen. Der Forschungsstand ist derzeit unübersichtlich. Genauere Untersuchungen im Rahmen der Bestandaufnahme werden klären, ob Kammer I und Seewalchen I und II einem '''''einheitlichen Siedlungskomplex''''' angehören. Der Nachweis oder das Fehlen einer Verbauung des heutigen '''''Abflussbereiches wird wesentlich zur Klärung der Wasserstandsverhältnisse in neolithischer Zeit''''' beitragen.
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Es gibt starke Ausschwemmungen der Kulturschichten. Am Ostufer (Kammer I) stehen die Badegäste in nur 1,5 m Wassertiefe auf den freiliegenden Substruktionen der Siedlung. Es gibt eine Ringkanalleitung; die Ufer beidseits des Ausflusses wurden aufgeschüttet, mit Kaimauern versehen und dabei die landseitigen Siedlungsbereiche zerstört. Die Siedlungen sind in ihrem gesamten Bereich schwer beeinträchtigt.
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====Seewalchen III====
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Im Siedlungsbereich ist der Boden mit Sand, Schotter und vielen, teilweise großen Steinen bedeckt. Dazwischen ragen wenige, kaum erkennbare Pfähle hervor. Viele de Pfähle sind zerdrückt oder zerbrochen. Unter den Steinen sind nur noch Spuren einer Kulturschicht zu erkennen. An Stellen, an denen die Kulturschicht deutlicher zu erkennen ist, ist sie zerdrückt und durch die Steine aus ihrer ursprünglichen Lage in die Seekreide eingedrückt worden. Die Ursachen dieser Zerstörungen sind nicht eindeutig geklärt. Die der Kulturschicht auflagernde Steinschicht spricht für eine Ausschwemmung der Siedlung. Der ursprüngliche Bestand ist weitestgehend beeinträchtigt.
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====Litzlberg Nord I–III====
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Die Siedlungen Litzlberg Nord I und II liegen teilweise bis zu 0,6 m unter der Seekreide und sind ungestört. Die Situation der Siedlung Litzlberg Nord III zwischen der Insel Litzlberg und dem halbinselförmig vorspringenden Ufer ist noch ungeklärt. Unter einer Steinpackung wurden mehrere abrollierte neolithische Keramikfragmente gefunden. Pfahlsetzungen in diesem Bereich sind aber anscheinend mittelalterlich bis neuzeitlich. In unmittelbarer Nähe der Fundstelle befindet sich ein Jachthafen und etwas nördlich der Siedlung wurde ein Rohrstrang der Ringkanalleitung verlegt. Der gesamte Bereich bedarf noch einer eingehenden Überprüfung. Sollte hier eine Siedlung bestanden haben, ist sie vermutlich vollständig zerstört.
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====Litzlberg====
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Ein kleinflächiger Rest der Siedlung liegt unter dem Nordufer der Insel Litzlberg. Unter einer 0,1 m mächtigen Sand- und Schotterschicht sind auf einer Fläche von etwa 25 Quadratmetern 15 bis 20 Pfähle verborgen. Die Siedlung wurde beim Ausbau des Inselschlosses fast vollständig überschüttet und damit größtenteils zerstört.
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====Litzlberg Süd====
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Der gesamte Siedlungsbereich ist von Seekreide überlagert. Das Seekreidestratum ist im Uferbereich schwach ausgebildet, nimmt aber seeseitig bis zu 0,7 m zu. Der westliche, dem Ufer nächstgelegene Siedlungsbereich ist mit Geröll bedeckt, zwischen dem verdeckt einige Pfähle stehen. Im Osten der Siedlung lagert etwas Geröll, vermengt mit hartem Sand über etwa 0,05 m Seekreide. Seeseitig liegen in und über der Kulturschicht Schotter und große Steine. Die Siedlung ist dem Anschein nach verhältnismäßig ungestört. Im uferseitigen Bereich, besonders im Westen, beweisen Geröll- und Sandauflagerungen das Einsetzen von Abschwemmungen.
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====Unterbuchberg====
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Die Siedlung kann nur durch organisches Material bestimmt werden, es wurden keine Artefakte gefunden. Pfähle wurden nur vereinzelt festgestellt. Es gibt Balken mit bis zu 0,4 m Breite. Radiokarbondaten ergeben 100 v. Chr. und 500 n. Chr. Falls es ein Packwerkbau war, ist er zerstört.
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====Attersee====
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Vermutlich ist die halbe Breite der Siedlung durch Uferaufschüttungen und den Bau einer Kaimauer zerstört. Der Bau der Ringkanalleitung und die Atterseeschiffahrt mit ihrer Anlegestelle im Siedlungsbereich haben die Siedlung zu rund zwei Drittel zerstört. Nur im nordöstlichen Bereich der Siedlung ist noch der Rest einer ausgeprägten Kulturschicht vorhanden. Eine komplexe Untersuchung der Station Attersee ist ohne wissenschaftlichen Wert; die Siedlung ist fast vollständig zerstört.
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====Aufham I====
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Der südliche, uferseitige Teil der Siedlung ist durch eine mächtige Schotterschicht gekennzeichnet, über der viele große Steine liegen. Eine ausgeprägte Kulturschicht ist nicht mehr vorhanden. Das Ufer wurde mit einer gemauerten Mole gesichert und ein Bootshaus errichtet. Beide stehen auf neolithischem Siedlungsgebiet. Die an der Mole anlegenden Schiffe haben eine deutlich erkennbare Fahrrinne ausgeschwemmt, in der die Kulturschicht bereits fehlt.
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Weiter im Norden nimmt der Schotter immer mehr zu und wird, mit Sand vermengt, zu einer harten Schicht, in der nur mehr zerdrückte Reste von Pfählen aufzufinden sind. Die Kulturschicht ist seewärts erst nach einem Drittel der Siedlungsbreite lokalisierbar. Im Norden der Siedlung reichen viele Bade- und Bootsstege in den Siedlungsbereich. Das Ufer wurde zu Beginn des 20. Jhs. Aufgeschüttet und mit einer Mole befestigt. Im gesamten Siedlungsbereich ist die seichter als 1,5 m liegende Kulturschicht ausgeschwemmt, sehr dünn oder nicht mehr vorhanden. Der Bau von Molen und Bootsstegen sowie Baggerungen im Nahbereich führen zu einer immer stärkeren Beeinträchtigung der Siedlung. Umfangreiche Baggerungen wurden in jüngster Zeit auf dem Gebiet des „Union Jachtklubs“ knapp außerhalb der Siedlung durchgeführt. Im Aushubmaterial wurde eine menschliche Schädelkalotte, nach dem anthropologischen Befund vermutlich aus urgeschichtlicher Zeit, gefunden. Dieser und der Baggerfund von Weyregg sowie der Fund einer Schädelkalotte durch einen Taucher in der Siedlung Keutschach stellen erste Hinweise dar, daß möglicherweise die Gräber der neolithischen Seeanrainer im heute unter Wasser liegenden, näheren Siedlungsbereich zu suchen sind.
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====Aufham II====
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Aufham II ist die bisher kleinste neolithisches Siedlung und anscheinend von äußeren Einwirkungen unberührt geblieben. Die Kulturschicht ist durch Auflagerungen von Seekreide und Schotter noch vollkommen intakt.
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====Abtsdorf I====
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Mit Abtsdorf I wurde erstmals eine bronzezeitliche Seeufersiedlung entdeckt. Die Anlage ist zur Gänze von Schlamm, Schotter und Seekreide überlagert. Die Schotterablagerungen dürften von einem heute nicht mehr existenten Bach herrühren. Aufgrund der Überschüttung ist die Siedlung ungestört.
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====Abtsdorf II====
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Ein großer Boots- und Badesteg führt quer über die neolithische Siedlung. Durch die vielen großen Pfähle des Steges und der Badeplattform ist dieser Teil der Siedlung teilweise gestört. Eine Kulturschicht ist nur seeseitig erhalten. Der nördlich des Holzsteges gelegene Teil der Siedlung liegt geschützt und bisher unberührt unter einer Seekreide- und Schotterschicht. Im Uferbereich liegt die die Kulturschicht frei und wird ausgeschwemmt. Im südlich des Steges gelegenen Teil des Siedlungsareals wurde die Kulturschicht bis zwei Meter Wassertiefe bereits ausgeschwemmt.
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====Abtsdorf III====
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Das gesamte Siedlungsareal wird von einer bis zu 0,8 m dicken Seekreideschicht überlagert. Eine Kulturschicht ist nur sehr spärlich vorhanden. Im Gegensatz zur Kulturschicht anderer Siedlungen besteht die Fundschicht ohne Anteil an organischem Feinmaterial aus Keramikfragmenten, Pfählen, Holzkohle, vielen kleinen Holzstückchen und Ästchen. Durch die Seekreideüberlagerung ist die Siedlung vor Störungseinflüssen geschützt. Das Fehlen von Feinanteilen in der Kulturschicht kann eine Besonderheit dieser Siedlung darstellen, aber auch auf Störungen von der Überschüttung mit Seekreide zurückzuführen sein.
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====Nußdorf====
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Die Siedlung wurde 1983 im Zuge der Bestandsaufnahme entdeckt und noch nicht näher untersucht. Sie liegt zur Gänze unter einer bis zu 0,6 m dicken Seekreideschicht und ist weitestgehend ungestört. Nur eine Bootshütte steht bereits auf neolithischem Siedlungsgrund.
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====Misling I====
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Der gesamte Bereich der Siedlung ist mit Geröll bedeckt. Näher zum Ufer nehmen Geröll und Sand an Mächtigkeit zu. Im mittleren Bereich der Siedlung steigt der Seeboden bis zum Ufer gleichmäßig an. Im Norden und Süden der Station bilden bis zu 0,8 m große Stein in 2 m Tiefe eine bis in 0,5 m Wassertiefe steil ansteigende Böschung, die die Siedlung überlagert und stört. Die Führung der Straße direkt am Ufer und der geänderte Verlauf der Uferlinie der angrenzenden Parzelle deuten darauf hin, daß die Uferzone aufgeschüttet wurde. Der uferseitige Verlauf der Siedlung ist in seiner gesamten Ausdehnung beeinträchtigt.
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====Misling II====
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Die Seeufersiedlung Misling II wurde in den Jahren 1973 bis 1976 vermessen. Die Kulturschicht innerhalb der Siedlung ist durchschnittlich nur mehr 0,1 m dick, jedoch an manchen Stellen der Siedlung nicht mehr nachweisbar. Im Uferbereich wird das Siedlungsareal von einer bis zu 0,6 m starken Schicht aus Sand und Geröll überlagert. Die Geröllschicht dürfte beim Bau der Uferstraße eingebracht worden sein. Uferaufschüttungen für Badeplätze und Steinmolen überlagern den uferseitigen Siedlungsbereich. Die Anlage ist in ihrer gesamten Ausdehnung von Ausschwemmung betroffen.
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====Weyregg I (Landungssteg)====
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Weyregg I liegt zum Großteil unter einer Sand-, Schotter- oder Seekreideschicht. Nur auf einer etwa 30 Quadratmeter großen Fläche im nördlichen Teil der Siedlung sind Pfähle oberflächlich sichtbar. Die hier festgestellte Abschwemmung ist auf den Dampferverkehr zurückzuführen, der auch vor dem Landungssteg einen rund 40 m langen und 5 m breiten Graben freigespült hat, dessen Sohle unter das neolithische Siedlungsniveau reicht. Der gesamte uferseitige Bereich der Siedlung ist durch Aufschüttungen und dem Bau von Steinmolen zerstört.
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====Weyregg II (Puschacher)====
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Die Siedlung wurde noch nicht näher untersucht. Nach alten Berichten und einem ersten Augenschein ist sie von einer mächtigen Schlammschicht bedeckt und wahrscheinlich ungestört. Nur der uferseitige Bereich könnte beim Bau der Uferstraße mit Geröll überschüttet worden sein. Quer durch die Siedlung ist die Verlegung von zwei Rohrsträngen für die Ringkanalleitung geplant. Sollte dieses Vorhaben zur Durchführung gelangen, bedeutet dies die vollständige Zerstörung der verhältnismäßig kleinen Siedlung

Version vom 4. Juli 2024, 20:03 Uhr

Pfahlbauten, Feuchtbodensiedlungen und Packwerke, Bodendenkmale in einer modernen Umwelt.

Offenberger 1986, Johann: Pfahlbauten, Feuchtbodensiedlungen und Packwerke, Bodendenkmale in einer modernen Umwelt. Archäologia Austriaca 70, 1986:205–226.
Exzerpt im wissenschaftlichen Sinn gem. § 42 f (1) Z 1 u. 3 UrhG

Einleitung

Offenberger hebt die archäologischen Qualitäten der Pfahlbaustationen mittels Zitat von Sacken weit über jene anderer archäologischer Funde: „Bei dem Umstande, daß sich unsere Kenntnis der Zustände der ältesten Bevölkerung Mitteleuropas fast ausschließlich auf die Überreste, welche durch Funde zu Tage gefördert werden, gründet, verdient diese Entdeckung umso größere Beachtung, als die Auffindung der alten Wohnsitze mit ihren zahlreichen Artefakten, Resten der Wohnungen und Nahrungsmittel ein vollständigeres Bild der gesamten Lebensweise, der gewerblichen Tätigkeit, der Handelsverbindungen, kurz der Kulturstufe darstellt, als selbst die sonst so lehrreichen Gräberfunde.“ Kürzer und treffender ist die Bedeutung dieser Siedlungen nicht darzustellen.

Die Kulturschicht birgt eine Fülle von Funden, unter denen Beilschäftungen, Holzgefäße, Gewebe-, Schnur- und Netzfragmente, Speisereste und Früchte bis hin zu vollständig erhaltenen Blättern und Samen einzigartige Aussagen ermöglichen. Die Einbeziehung naturwissenschaftlicher Disziplinen wie Palynologie, Zoologie, Paläobotanik, Petrographie und Sedimentologie in die Untersuchung der Siedlungen leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des Beziehungsgefüges zwischen Umwelt und Menschen, der vegetations- und siedlungsgeschichtlichen Entwicklung des Salzkammergutes über einen Zeitraum von 3000 v. Chr. bis in die frühe Völkerwanderungszeit.

Die optimalen Erhaltungsbedingungen unter Wasser haben ein Zustandsbild konserviert, das bei aller technischen und wissenschaftlichen Akribie bei Landgrabungen nie erarbeitet werden kann.

Die Bestandsaufnahme

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges waren im Mondsee, Attersee und Traunsee eine Zahl von Siedlungen bekannt, der Lage jedoch nie kartographisch erfaßt worden war. Der Forschungsstand war unübersichtlich und verwirrend. Alle Vermessungsversuche scheiterten an untauglichen Mitteln. Die Anzahl der Siedlungen ist bis heute umstritten. Die gebräuchlichen Untersuchungsmethoden, meist Baggerungen von Booten aus, wurden in der Folge schlicht als „Raubbau mit der Baggerschaufel“ verurteilt.

Im Jahre 1969 erreichten das Bundesdenkmalamt Meldungen über Plünderungen von Pfahlbausiedlungen durch Sporttaucher. 1970 begann daher die Abteilung für Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes mit eigenen Untersuchungen im Sinne einer systematischen Bestandsaufnahme aller historischen Objekte im Unterwasserbereich.

Das Ziel der Untersuchungen des Bundesdenkmalamtes ist in erster Linie die Erhaltung und der Schutz des Unterwasserkulturerbes, sowie die Dokumentation gefährdeter Siedlungen ohne wesentliche Eingriffe in den Siedlungsbestand. Die Erforschung der Siedlungen soll künftigen Projekten – Ausgrabungen in trockengelegten Bereichen – vorbehalten bleiben. Die Oberflächendokumentationen halten nicht nur den derzeitigen Bestand fest, sie liefern Entscheidungsgrundlagen für spätere Forschungen. Die konsequente und systematische Arbeit der vergangenen fünfzehn Jahre führte zu außerordentlichen Erfolgen. Im Mondsee wurde in der Bucht von Mooswinkel ein bisher unbekannter Pfahlbau entdeckt. Wieder aufgefunden wurde die als ausgebaggert gegoltene Siedlung von Scharfling.

Seit 1976 führt ein oberösterreichischer Tauchklub, der UTC Wels, in selbständiger Arbeit die Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes in den Salzkammergutseen durch. Die erzielten Ergebnisse sind einmalig in der Binnenwasserarchäologie Mitteleuropas. (Abtsdorf II und III, Aufham II, Nußdorf, Litzlberg, Litzlberg Nord I und II und Kammer), eine mittelbronzezeitliche Siedlung (Abtsdorf I), eine römische Hafenanlage (Weyregg), eine Siedlung der römischen Kaiserzeit (Unterbuchberg), mittelalterliche Pfahlsetzungen um Schloß Litzlberg (11. Jh. n. Chr.) und ein Blockbau des 17. Jhs. Im Irrsee wurden entdeckt. Eine verschollene neolithische Siedlung im Attersee (Litzlberg Süd) wurde wieder aufgefunden. Von den nunmehr bekannten 21 Siedlungen im Attersee wurden erst 13 kartographisch erfaßt und im Umriß vermessen.

Die vorliegende Zusammenfassung der Ergebnisse aus fünfzehn Jahren Bestandsaufnahme des Unterwasserkulturerbes durch die Abteilung für Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes beweist den bewundernswerten Einsatzwillen österreichischer Sporttaucher als Träger dieses Unternehmens. Einzigartig sind auch die von diesen freiwilligen Mitarbeitern erzielten Ergebnisse. Das Resumee fünfzehnjähriger Tätigkeit müßte zu Hochstimmung Anlaß geben, würden die Untersuchungen nicht gleichzeitig das erschreckende Ausmaß an Zerstörungen dokumentieren.

Die Zerstörungen

Die Bestandsaufnahme der Unterwasserkulturgüter hat bisher nur einen Teil der archäologischen und historischen Hoffnungsgebiete erfaßt. Eine umfassende Aufnahme der Siedlungsrelikte in den österreichischen Seen wird noch Jahrzehnte andauern. In der Erforschung der Seeufersiedlungen wurden erste Grundlagen erarbeitet und ein Anfang gesetzt. Die durchgeführten Untersuchungen erlauben aber bereits eine kritische Beurteilung des derzeitigen Zustandes der Siedlungen, der Ursachen, die diesem Zustand zugrunde liegen und der ungewöhnlichen und schwierigen Probleme, vor die die Bodendenkmalpflege gestellt ist.

Attersee

Das Westufer des Attersees wurde bis zum Ausfluß fast zur Gänze abgesucht. Eine nähere Untersuchung der Siedlungen im Ausflußbereich und eine Umrißvermessung stehen noch aus. Am Ostufer des Attersees wurde nur eine Siedlung in der Bucht von Kammer (Kammer II) und die Siedlung Weyregg I im Umriß vermessen.

Kammer II

Anlässlich des Segelboothafens wurde gesucht und führt 1980 zur Entdeckung einer kleinen neolithischen Siedlung; Kulturschicht sind vollständig ausgeschwemmt. Die Siedlung wird in Kürze völlig zerstört sein. Eine pfahlgerechte Vermessung sollte frühestmöglich erfolgen, um Hausgrundrisse zu erarbeiten.

Kammer I und Seewalchen I und II

Diese erstrecken sich vom Ostufer vor dem Schloß Kammer über den Ausflußbereich und entlang des Ortes Seewalchen. Der Forschungsstand ist derzeit unübersichtlich. Genauere Untersuchungen im Rahmen der Bestandaufnahme werden klären, ob Kammer I und Seewalchen I und II einem einheitlichen Siedlungskomplex angehören. Der Nachweis oder das Fehlen einer Verbauung des heutigen Abflussbereiches wird wesentlich zur Klärung der Wasserstandsverhältnisse in neolithischer Zeit beitragen.

Es gibt starke Ausschwemmungen der Kulturschichten. Am Ostufer (Kammer I) stehen die Badegäste in nur 1,5 m Wassertiefe auf den freiliegenden Substruktionen der Siedlung. Es gibt eine Ringkanalleitung; die Ufer beidseits des Ausflusses wurden aufgeschüttet, mit Kaimauern versehen und dabei die landseitigen Siedlungsbereiche zerstört. Die Siedlungen sind in ihrem gesamten Bereich schwer beeinträchtigt.

Seewalchen III

Im Siedlungsbereich ist der Boden mit Sand, Schotter und vielen, teilweise großen Steinen bedeckt. Dazwischen ragen wenige, kaum erkennbare Pfähle hervor. Viele de Pfähle sind zerdrückt oder zerbrochen. Unter den Steinen sind nur noch Spuren einer Kulturschicht zu erkennen. An Stellen, an denen die Kulturschicht deutlicher zu erkennen ist, ist sie zerdrückt und durch die Steine aus ihrer ursprünglichen Lage in die Seekreide eingedrückt worden. Die Ursachen dieser Zerstörungen sind nicht eindeutig geklärt. Die der Kulturschicht auflagernde Steinschicht spricht für eine Ausschwemmung der Siedlung. Der ursprüngliche Bestand ist weitestgehend beeinträchtigt.

Litzlberg Nord I–III

Die Siedlungen Litzlberg Nord I und II liegen teilweise bis zu 0,6 m unter der Seekreide und sind ungestört. Die Situation der Siedlung Litzlberg Nord III zwischen der Insel Litzlberg und dem halbinselförmig vorspringenden Ufer ist noch ungeklärt. Unter einer Steinpackung wurden mehrere abrollierte neolithische Keramikfragmente gefunden. Pfahlsetzungen in diesem Bereich sind aber anscheinend mittelalterlich bis neuzeitlich. In unmittelbarer Nähe der Fundstelle befindet sich ein Jachthafen und etwas nördlich der Siedlung wurde ein Rohrstrang der Ringkanalleitung verlegt. Der gesamte Bereich bedarf noch einer eingehenden Überprüfung. Sollte hier eine Siedlung bestanden haben, ist sie vermutlich vollständig zerstört.

Litzlberg

Ein kleinflächiger Rest der Siedlung liegt unter dem Nordufer der Insel Litzlberg. Unter einer 0,1 m mächtigen Sand- und Schotterschicht sind auf einer Fläche von etwa 25 Quadratmetern 15 bis 20 Pfähle verborgen. Die Siedlung wurde beim Ausbau des Inselschlosses fast vollständig überschüttet und damit größtenteils zerstört.

Litzlberg Süd

Der gesamte Siedlungsbereich ist von Seekreide überlagert. Das Seekreidestratum ist im Uferbereich schwach ausgebildet, nimmt aber seeseitig bis zu 0,7 m zu. Der westliche, dem Ufer nächstgelegene Siedlungsbereich ist mit Geröll bedeckt, zwischen dem verdeckt einige Pfähle stehen. Im Osten der Siedlung lagert etwas Geröll, vermengt mit hartem Sand über etwa 0,05 m Seekreide. Seeseitig liegen in und über der Kulturschicht Schotter und große Steine. Die Siedlung ist dem Anschein nach verhältnismäßig ungestört. Im uferseitigen Bereich, besonders im Westen, beweisen Geröll- und Sandauflagerungen das Einsetzen von Abschwemmungen.

Unterbuchberg

Die Siedlung kann nur durch organisches Material bestimmt werden, es wurden keine Artefakte gefunden. Pfähle wurden nur vereinzelt festgestellt. Es gibt Balken mit bis zu 0,4 m Breite. Radiokarbondaten ergeben 100 v. Chr. und 500 n. Chr. Falls es ein Packwerkbau war, ist er zerstört.

Attersee

Vermutlich ist die halbe Breite der Siedlung durch Uferaufschüttungen und den Bau einer Kaimauer zerstört. Der Bau der Ringkanalleitung und die Atterseeschiffahrt mit ihrer Anlegestelle im Siedlungsbereich haben die Siedlung zu rund zwei Drittel zerstört. Nur im nordöstlichen Bereich der Siedlung ist noch der Rest einer ausgeprägten Kulturschicht vorhanden. Eine komplexe Untersuchung der Station Attersee ist ohne wissenschaftlichen Wert; die Siedlung ist fast vollständig zerstört.

Aufham I

Der südliche, uferseitige Teil der Siedlung ist durch eine mächtige Schotterschicht gekennzeichnet, über der viele große Steine liegen. Eine ausgeprägte Kulturschicht ist nicht mehr vorhanden. Das Ufer wurde mit einer gemauerten Mole gesichert und ein Bootshaus errichtet. Beide stehen auf neolithischem Siedlungsgebiet. Die an der Mole anlegenden Schiffe haben eine deutlich erkennbare Fahrrinne ausgeschwemmt, in der die Kulturschicht bereits fehlt.

Weiter im Norden nimmt der Schotter immer mehr zu und wird, mit Sand vermengt, zu einer harten Schicht, in der nur mehr zerdrückte Reste von Pfählen aufzufinden sind. Die Kulturschicht ist seewärts erst nach einem Drittel der Siedlungsbreite lokalisierbar. Im Norden der Siedlung reichen viele Bade- und Bootsstege in den Siedlungsbereich. Das Ufer wurde zu Beginn des 20. Jhs. Aufgeschüttet und mit einer Mole befestigt. Im gesamten Siedlungsbereich ist die seichter als 1,5 m liegende Kulturschicht ausgeschwemmt, sehr dünn oder nicht mehr vorhanden. Der Bau von Molen und Bootsstegen sowie Baggerungen im Nahbereich führen zu einer immer stärkeren Beeinträchtigung der Siedlung. Umfangreiche Baggerungen wurden in jüngster Zeit auf dem Gebiet des „Union Jachtklubs“ knapp außerhalb der Siedlung durchgeführt. Im Aushubmaterial wurde eine menschliche Schädelkalotte, nach dem anthropologischen Befund vermutlich aus urgeschichtlicher Zeit, gefunden. Dieser und der Baggerfund von Weyregg sowie der Fund einer Schädelkalotte durch einen Taucher in der Siedlung Keutschach stellen erste Hinweise dar, daß möglicherweise die Gräber der neolithischen Seeanrainer im heute unter Wasser liegenden, näheren Siedlungsbereich zu suchen sind.

Aufham II

Aufham II ist die bisher kleinste neolithisches Siedlung und anscheinend von äußeren Einwirkungen unberührt geblieben. Die Kulturschicht ist durch Auflagerungen von Seekreide und Schotter noch vollkommen intakt.

Abtsdorf I

Mit Abtsdorf I wurde erstmals eine bronzezeitliche Seeufersiedlung entdeckt. Die Anlage ist zur Gänze von Schlamm, Schotter und Seekreide überlagert. Die Schotterablagerungen dürften von einem heute nicht mehr existenten Bach herrühren. Aufgrund der Überschüttung ist die Siedlung ungestört.

Abtsdorf II

Ein großer Boots- und Badesteg führt quer über die neolithische Siedlung. Durch die vielen großen Pfähle des Steges und der Badeplattform ist dieser Teil der Siedlung teilweise gestört. Eine Kulturschicht ist nur seeseitig erhalten. Der nördlich des Holzsteges gelegene Teil der Siedlung liegt geschützt und bisher unberührt unter einer Seekreide- und Schotterschicht. Im Uferbereich liegt die die Kulturschicht frei und wird ausgeschwemmt. Im südlich des Steges gelegenen Teil des Siedlungsareals wurde die Kulturschicht bis zwei Meter Wassertiefe bereits ausgeschwemmt.

Abtsdorf III

Das gesamte Siedlungsareal wird von einer bis zu 0,8 m dicken Seekreideschicht überlagert. Eine Kulturschicht ist nur sehr spärlich vorhanden. Im Gegensatz zur Kulturschicht anderer Siedlungen besteht die Fundschicht ohne Anteil an organischem Feinmaterial aus Keramikfragmenten, Pfählen, Holzkohle, vielen kleinen Holzstückchen und Ästchen. Durch die Seekreideüberlagerung ist die Siedlung vor Störungseinflüssen geschützt. Das Fehlen von Feinanteilen in der Kulturschicht kann eine Besonderheit dieser Siedlung darstellen, aber auch auf Störungen von der Überschüttung mit Seekreide zurückzuführen sein.

Nußdorf

Die Siedlung wurde 1983 im Zuge der Bestandsaufnahme entdeckt und noch nicht näher untersucht. Sie liegt zur Gänze unter einer bis zu 0,6 m dicken Seekreideschicht und ist weitestgehend ungestört. Nur eine Bootshütte steht bereits auf neolithischem Siedlungsgrund.

Misling I

Der gesamte Bereich der Siedlung ist mit Geröll bedeckt. Näher zum Ufer nehmen Geröll und Sand an Mächtigkeit zu. Im mittleren Bereich der Siedlung steigt der Seeboden bis zum Ufer gleichmäßig an. Im Norden und Süden der Station bilden bis zu 0,8 m große Stein in 2 m Tiefe eine bis in 0,5 m Wassertiefe steil ansteigende Böschung, die die Siedlung überlagert und stört. Die Führung der Straße direkt am Ufer und der geänderte Verlauf der Uferlinie der angrenzenden Parzelle deuten darauf hin, daß die Uferzone aufgeschüttet wurde. Der uferseitige Verlauf der Siedlung ist in seiner gesamten Ausdehnung beeinträchtigt.

Misling II

Die Seeufersiedlung Misling II wurde in den Jahren 1973 bis 1976 vermessen. Die Kulturschicht innerhalb der Siedlung ist durchschnittlich nur mehr 0,1 m dick, jedoch an manchen Stellen der Siedlung nicht mehr nachweisbar. Im Uferbereich wird das Siedlungsareal von einer bis zu 0,6 m starken Schicht aus Sand und Geröll überlagert. Die Geröllschicht dürfte beim Bau der Uferstraße eingebracht worden sein. Uferaufschüttungen für Badeplätze und Steinmolen überlagern den uferseitigen Siedlungsbereich. Die Anlage ist in ihrer gesamten Ausdehnung von Ausschwemmung betroffen.

Weyregg I (Landungssteg)

Weyregg I liegt zum Großteil unter einer Sand-, Schotter- oder Seekreideschicht. Nur auf einer etwa 30 Quadratmeter großen Fläche im nördlichen Teil der Siedlung sind Pfähle oberflächlich sichtbar. Die hier festgestellte Abschwemmung ist auf den Dampferverkehr zurückzuführen, der auch vor dem Landungssteg einen rund 40 m langen und 5 m breiten Graben freigespült hat, dessen Sohle unter das neolithische Siedlungsniveau reicht. Der gesamte uferseitige Bereich der Siedlung ist durch Aufschüttungen und dem Bau von Steinmolen zerstört.

Weyregg II (Puschacher)

Die Siedlung wurde noch nicht näher untersucht. Nach alten Berichten und einem ersten Augenschein ist sie von einer mächtigen Schlammschicht bedeckt und wahrscheinlich ungestört. Nur der uferseitige Bereich könnte beim Bau der Uferstraße mit Geröll überschüttet worden sein. Quer durch die Siedlung ist die Verlegung von zwei Rohrsträngen für die Ringkanalleitung geplant. Sollte dieses Vorhaben zur Durchführung gelangen, bedeutet dies die vollständige Zerstörung der verhältnismäßig kleinen Siedlung