„Kupfer, Gold und Silber in der Schwarzmeerregion und im Karpathenbecken im 5./4. Jt. v. Chr.“

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Hansen 2013, Svend: → Copper, Gold and Silver in the Black Sea Region and the Carpathian Basin During the 5th and 4th Millennium BC. In: Hansen, Svend; Burmeister, St.: Metal Matters – Innovative Technologies and Social Change in Prehistory and Antiquity. Deutsches Archäologisches Institut. VML 2013:137–167.


Auszug von „Das Ende des 5. und die erste Hälfte des 4. Jt. v. Chr.“ (S. 150) und „Diskussion“


Um 4250/4200 v. Chr. wurden die Siedlungen in Bulgarien und an der unteren Donau aufgegeben. Mehrere hundert Jahre lang wurden danach offenbar keine weiteren Siedlungen mehr gegründet, zumindest in einigen Regionen wie Thrakien und der gesamten unteren Donau. Eine überzeugende Erklärung für die Aufgabe von Siedlungshügeln, etwa durch klimatische Veränderungen oder den inneren Zusammenbruch dieses komplexen Tauschsystems, gibt es bis heute nicht. Unbestreitbar ist jedenfalls, dass der Innovationsschub, der das erste Auftreten des Bergbaus und die Herausbildung strenger sozialer Hierarchien mit sich brachte, im westlichen Schwarzmeerraum nicht weiterging.

Während nach 4250 v. Chr. das System der Siedlungshügel auf dem östlichen Balkan und die dort organisierte Produktion von Gütern, darunter auch von Kupferartefakten, zusammenbrach, kam es im Gegensatz dazu im späten 5./ frühen 4. Jt. v. Chr. im karpathischen Becken und in den Ostalpen zu einer Ausweitung der metallurgischen Aktivitäten, Das Spektrum der Metallartefakte ist sogar durch eine bemerkenswerte Vielfalt an Axt-Dechsel (Beil-Hacke; Wiedehopfhacke) gekennzeichnet. Auch in anderen Regionen Europas gab es Bestrebungen, Kupfergegenstände herzustellen, also die gesamte Kette der Metallproduktion aufzubauen. Neue Kupfererzvorkommen in den metallhaltigen Karpaten müssen ausgebeutet worden sein, wofür aber bisher kaum Belege gefunden wurden. Die Verbreitung bestimmter Metallsorten wurde durch die Einrichtung überregionaler Tauschnetzwerke erreicht. Bei der Beurteilung der Metallverwendung im sozialen Bereich ist auf Analysen von Gräberfeldern zurückzugreifen, da die Anzahl der untersuchten Siedlungen nicht ausreicht. So wurde bei Ausgrabungen in Ungarn ein Gräberfeld mit 79 Gräbern der Bodrogkeresztúr-Kultur gefunden. Unter den Grabbeigaben, die aus Kupferäxten, mehreren Dolchen und Goldanhängern bestanden, konnten die Ausgräber eine vorherrschende soziale Hierarchie erkennen, die über die Grenzen der einfachen Familienverwandtschaft hinausging.

Auch im nördlichen Alpenraum ist ab 3800 v. Chr. eine deutliche Zunahme der Metallfunde zu verzeichnen. Von Oberösterreich bis in die Zentralschweiz sind rund 80 Kupferobjekte dokumentiert. Darunter sind Werkzeuge, Waffen und Schmuck aus arsenhaltigem Kupfer. Der spektakuläre Hort von Stollhof in Niederösterreich lässt sich auf den Beginn des 4. Jt. v. Chr. datieren. Neben zwei massiven Flachäxten enthielt der Hort acht Doppelspiralen aus Kupfer und vier aus Gold (heute verschollen), zwei Spiralarmringe, mehrere Spiralröhren, ein Stück Kupferblech in Form eines Eberhauers und zwei ornamentale Goldscheiben.

Während in Siebenbürgen, Ostungarn und der Slowakei eine hohe Konzentration von Axt-Beilen zu verzeichnen ist, nimmt die Funddichte in den angrenzenden Regionen rasch ab. Diese Äxte sind als Grabbeigaben und in Horten dokumentiert, meist als Einzeldeponierungen. Schmale, aber dicke Flachbeile tauchen im späten 5./frühen 4. Jt. v. Chr. auf und verbreiten sich von Böhmen bis zum westlichen Ostseeraum. Ihre Metallzusammensetzung stammt wahrscheinlich aus den Westkarpaten. Äxte mit spitzem Hals, wie in Iserlohn oder bei Kassel, können als lokale Produktionen angesehen werden, die die Steinbeile der Michelsberger Kultur kopieren. Auch in Italien gab es bereits im Spätneolithikum Flachäxte, die in die erste Hälfte des 4. Jt. v. Chr. datiert werden. Schlanke Flachäxte, wie sie in einer Höhle bei Santorso gefunden wurden, gehören zu einer der Gruppen, die von der Poebene bis nach Ostungarn und zur Theiß verbreitet wurden. Diese wichtige kulturelle Verbindung des italienischen Neolithikums mit dem Karpatenbecken wird auch durch die dort gemachten Funde von Äxten vom Şiria-Typ unterstrichen. Zu den ältesten Silberfunden nördlich der Alpen gehört eine vergleichbare Scheibe mit einem Durchmesser von 21,4 cm, die zusammen mit einem Doppelspiralanhänger aus Kupfer in Nordmähren entdeckt wurde. Schließlich wurde eine in etwa ähnliche Kupferscheibe in der Siedlung Hornstaad-Hörnle I gefunden.

In Maikop wurde kurz vor oder um die Mitte des 4. Jt. v. Chr. ein verstorbener Mann in ein Grab gelegt, das mit einer beträchtlichen Summe von Metallgegenständen ausgestattet war, und über dem Grab wurde ein riesiger Hügel aufgeschüttet. Die monumentale Gestaltung der Grabstätte sollte eine prägende Wirkung auf künftige Generationen haben. Durch die Errichtung des Grabhügels erhob die Familie des Verstorbenen einen sichtbaren Anspruch auf Besitz und Privilegien über seinen Tod hinaus. Die Ausstattung der Gräber war vor allem durch Arsenkupfer-Werkzeuge, Gold und Silber sowie Waffen in überbordender Menge gekennzeichnet.