Die Kultur der Mondsee/AtterseePfahlbauten: Unterschied zwischen den Versionen

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==Besiedlung von Mond- und Attersee anhand von <sup>14</sup>C-Daten (erstes Schema)==
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==Besiedlung von Mond- und Attersee anhand von <sup>14</sup>C-Daten (erstes Zeit-Schema)==
  
 
===Abfolge der Besiedlung der Pfahlbau-Stationen an Mond- und Attersee===
 
===Abfolge der Besiedlung der Pfahlbau-Stationen an Mond- und Attersee===

Version vom 3. Juni 2024, 17:32 Uhr

Besiedlung von Mond- und Attersee anhand von 14C-Daten (erstes Zeit-Schema)

Abfolge der Besiedlung der Pfahlbau-Stationen an Mond- und Attersee

Erster Entwurf zur Besiedlung der Stationen an Mond- und Attersee

Die nebenstehende Grafik ist ein erster Entwurf und ist noch deutlich verbesserungsfähig.

Eine Hoffnung sind Radiokarbondaten von tieferen Schichten bekannter Grabungen, aber auch Sondierungen von bisher unberührten Stationen wie z.B. in Nußdorf. Von besonderem Interesse sind hier Aufham I + II, Litzlberg-Süd und die großflächigen Stationen Litzlberg-Nord I + II + III sowie jene von Seewalchen II + III.

So ist bekannt, dass es in den Stationen Weyregg II und in Nußdorf zwei Kulturschichten gibt. Da es zwischen den beiden Kulturschichten von Weyregg II die Ablagerung von Seekreide gibt, hat es zwangsweise auch in den anderen Stationen eine länger dauernde Unterbrechung auf den Strandplatten gegeben.

Von See/Mondsee gibt es sogar eine graphische Darstellung von J. Offenberger über eine stratigraphische zweite Kulturschicht (von der E. Ruttkay 2004 beklagt, dass diese noch nicht ausgewertet worden ist). Die Unterbrechung der Besiedlung von See/Mondsee kann unabhängig vom Attersee erfolgt sein, hat aber bereits vor dem Ende der Station See und für längere Dauer stattgefunden.

Einen wesentlichen Einschnitt in die Erfolgsgeschichte der Arsenkupfer-Kultur vom Mond- und Attersee hat sicher das Versiegen der Versorgung mit Arsenkupfermetall dargestellt. Ob die Siedlungsunterbrechung am Attersee mit dem Ende der Mondseer Siedlungen See und Scharfling zusammenfällt ist von besonderem Interesse.

Das vor allem hinsichtlich der späteren Stationen Mooswinkel und jener vom Attersee. Die Besiedlung des Attersees nach der Kupfer-Krise läutet ein – gänzlich anderes – zweites, neues Pfahlbauern-Kapitel am Attersee ein mit anderer Subsistenzwirtschaft und vielleicht auch adaptiertem Agrarpaket.

[Anm.: Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass es mehrmals kurzzeitige Siedlungsunterbrechungen mit erhöhtem Wasserstand gegeben hat. Falls nämlich die Strandplatten durch z. B. Eschenanflug immer mehr baumbestanden wurden, hätte eine bewusste Überschwemmung zum Absterben der Bäume geführt, die dann mit Brand gerodet werden konnten. Ein bewusstes Unter-Wasser-Setzen der Strandplatten müsste über mehrere Monate in der Vegetationsperiode erfolgt sein.]

ENTWURF: Die Mondseer Arsenkupfer-Periode und die Atterseer Pfahlbau-Periode

Die Arsenkupfer-Periode beginnt mit der bewussten Schaffung einer Metallkultur mit professionellen Metallurgen und Schweizer Kanal-Pfahlbauern sowie Getreidebauern und Viehzüchtern.

Nach dem Versiegen der Versorgung mit Arsenkupfermetall ging dieses Kapitel zu Ende und es wurde wohl ein neues Kapitel – nun am Attersee – aufgeschlagen. Die Stationen See und Scharfling am Mondsee wurden nicht mehr weitergeführt. Als einzige Station blieb (wurde eingerichtet) Mooswinkel. Um relevante Fragen zu dieser Station klären zu können, sind auf die entsprechenden Studien abzuwarten. (Falls in der Station Mooswinkel tatsächlich Koprolithen gefunden wurden, stand diese Station auf dem Trockenen.

[Anm.: Es wäre durchaus möglich, dass die Vorabsenkung des Mondsees nun tiefer gelegt wurde, um den Attersee vor jeglichem Hochwasser zu schützen. Dann stünde auch die Station Mooswinkel auf dem Trockenen.]

Gesamtliste der 117 Radiokarbon-Daten aller Stationen (Stand 2019)

Gesamtliste der 117 Radiokarbon-Daten Stand Ende 2019

Fünfzehn Stationen haben eine Datierung; acht Stationen hatten 2019 noch keine Datierung (Aufham I + II. Litzlberg Nord I + II + III, Misling I, Seewalchen II + III).

Eine grobe Abschätzung der Besiedlung der Stationen unter Berücksichtigung der verfügbaren Kalibrierungsdaten ergibt das folgende, erste Bild:

  • Scharfling: 3.900–3.300 BC; See/Mondsee: 3.800–3.400 BC; Mooswinkel: 3.500–2.700 BC
  • Kammer I: 3.900–3.400 BC; Kammer II: 3.400–2.900 BC; Kammerl: 3.800–3.600 BC; Seewalchen I: 3.700–3.400 BC; Seewalchen II + III: offen; Litzlberg-Süd: (?) um 3.600 BC; Litzlberg-Nord I + II + III: offen
  • Abtsdorf II: 3.600–3.100 BC; Abtsdorf III: 3.650–3.300 BC; Attersee: 3.700–3.300 BC; Aufham I+II: offen
  • Misling I: offen; Misling II: 3.700–3.100 BC; 3.300–2.900 BC; Weyregg I: 3.600–3.100 BC; Weyregg II: 3.900–3.300 BC; Nußdorf: 3.300–2.700 BC ((es gibt weitere ältere Kulturschicht)
  • Abtsdorf I: 1780–1610 BC

Zeitliche Sortierung und Analyse der Daten der einzelnen Radiokarbonlabore

Kalibrierung Labor Beta Analytic
Kalibrierung Labor Poznan Lab
Kalibrierng Altholz Seewalchen I

Anmerkung: Besonders auffällige Daten in den beigefügten Tabellen sind jeweils fett hervorgehoben.

In den nebenstehenden Grafiken sind über den 14C-Daten der Labore „Beta Analytic“ und „Poznan Radiocarbon Lab“ auf der Abszisse die zugehörigen Grenzen von deren Kalibrierung auf der Ordinate aufgetragen.

Wie man an den Regressionen der Daten dieser Labore erkennt, entspricht ein 14C-Alter von 10.000 Jahren vor heute (BP) ziemlich gut 10.000 Jahren v. Chr. (BC). Damit ist das Radiokarbonalter um ca. 2.000 Jahre zu gering. Dieser Unterschied reduziert sich bei einem 14C-Alter von 5.000 Jahren auf etwa die Hälfte, also rd. 1.000 Jahre.


Labor → Vienna Radium-Institut und VERA (14 Stationen)

Die VRI-Standardabweichung Ϭ beträgt 90–130 Jahre und bedingt dadurch bei der Kalibrierung besonders große Schwankungsbereiche. Der einzige VERA-Wert hat ein Ϭ von nur mehr 40 Jahren.

Labore → Bern und ETHZ (Weyregg und Scharfling)

Weyregg II (Qu.: Ries 2018, Table 32): 6 Daten. Bei Kalibrierung passt Ϭ-Eingabe zweimal nicht. Das stratigraphische Alter passt teilweise nicht mit dem Radiokarbonalter zusammen. ETH-Werte von Scharfling nach Dworsky und Reitmair.

Labor → Beta Analytic (USA; neuere Daten, 7 Stationen)

Alle Radiokarbondaten haben die gleiche Standardabweichung von nur ± 30 Jahren (z.B. Altholz 7120 ± 30 BP; „Liegendes Holz“ 3860 ± 30 BP)

Enthalten sind Daten zu: Abtsdorf I (7 Daten), Abtsdorf III (1 Datum), Litzlberg-Süd (3 Daten), Seewalchen I (5 Daten), Weyregg II (6 Daten), Mooswinkel (2 Daten), See/Mondsee (7 Daten)

Labor → Poznan Radiocarbon Laboratory (Polen; Seewalchen I, Weyregg II)

Poznan hat Schwankungsbreiten von nur ± 30–40 Jahren, trotzdem aber größere Schwankungen in der Kalibrierung. Bei den Kalibrierungs-Spannen zeigen sich häufig recht unklare Sprünge.

Von diesem Labor wurden 19 Proben aus der Station Seewalchen I datiert und 24 aus der Station Weyregg II.