Kompaktfassung der "Pfahlbauten" der Salkammergutseen

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Offenbergger bringt einen kompakten Überblick über die Geschichte der Pfahlbauforschung v.a. in der Schweiz und den Ausbruch des heiß diskutierten „Pfahlbauproblems“ – ob die Siedlungen über dem Wasser oder auf festem Boden standen – und zitiert E. Vogt, dass „die Forschung in Konflikt mit jenen kommt, … die in einer neuen Erkenntnis nur das Falsche der früheren sehen.“

In den „Methoden und Technik der Pfahlbauforschung“ zeigt er die ersten Geräte zur Hebung von Funden auf, die schließlich in die moderne Unterwasserarchäologie mündeten. Das Bundesdenkmalamt führte erste umfassende Bestandsaufnahmen mit dem Einsatz von Tauchklubs durch. Dabei wurden am Mondsee 2 und am Attersee 6 Siedlungen neu entdeckt und vermessen.

Die absolutchronologischen Datierungen erbrachten ein recht hohes Alter, wobei die später erfolgten Kalibrierungen dieses noch um fast ein Jahrtausend erhöhten. Daneben wurden pollenanalytischen Untersuchungen ebenso angestellt wie auch archäzoologische am Tierknochenmaterial. Neben Holzartenbestimmungen wurden auch pflanzliche Überreste untersucht ebenso wie das Steinmaterial. Archäometallurgische Bestimmungen der Kupferfunde wurden nicht durchgeführt.

Im Abschnitt zu den „Klimaschwankungen“ befasst sich Offenberger eingehend mit den damals aufkommenden klimatischen Untersuchungen und kommt zu dem unrichtigen Schluss, das Temperaturveränderungen und Verminderungen der Niederschlagsmengen „zu einem Absinken des Grundwasser- und Seespiegels und dem damit verbundenen Freifallen breiter Strandplatten“ geführt hätten.

Im Abschnitt „Die Seespiegelschwankungen“ behandelt er auch die Frage nach der Höhe der Seeabflussschwellen. Aufgrund der Höhenlage der Siedlungen ermittelt er „eine Seespiegelabsenkung im Attersee um drei Meter, im Mondsee um rund 3 ½ m und kommt zum Schluss: „Entweder haben nun die Abflussschwellen in historischer Zeit durch vermehrte Wasserführung eine Aufschotterung erfahren und lagen in urgeschichtlicher Zeit um ein Wesentliches tiefer, oder die Seen waren abflusslos.“ Die meisten Siedlungen liegen direkt auf Seekreide, nur in den Stationen Weyregg/Landungssteg und Aufham II/A. sind mehrere Kulturschichten von Seekreide überlagert. Warum die Pfahlbauern „ihre Ansiedlungen auf ausgesprochen siedlungsfeindlichen Böden anlegten, konnte bis heute nicht vollständig geklärt werden.“

Im Kapitel „Siedlung und Hausbau“ geht Offenberger umfassend auf die Bestandsaufnahmen der Taucher und die erstellten Pfahlpläne der Siedlungen ein. Besondere Beachtung schenkt er den Pfahlfeldern und den aufgefundenen Substruktionen, die klar die Besiedlung trockener Strandplatten aufzeigen. Das Auffinden von zum Teil mächtigen Grundschwellen in Misling und Weyregg zeigen in seinen Rekonstruktionen eindrucksvoll das Aufsetzen von Wänden aus Flechtmaterial. Beeindruckende Darstellungen der Konstruktionselemente zeigen den hohen Stand der Baukunst der Siedler. Überraschend ist, dass in den einzelnen Siedlungen – im Gegensatz zur Schweiz mit deren überwiegendem Eichenanteil – recht unterschiedliche Holzarten eingesetzt wurden. Hier schließt Offenberger wiederum: „Die Seeufersiedlungen wurden vermutlich durch die noch im Subboreal einsetzende Klimaverschlechterung und den damit verbundenen Seespiegelanstieg unter Wasser gesetzt. Dieser Anstieg brach sicher nicht katastrophenartig über die Siedlungen herein, sondern ging wahrscheinlich sehr allmählich vor sich.“

Das Kapitel „Jagd und Viehzucht“ zeigt insbesondere die Jagdbeute auf: Rothirsch, Gämse (an 2. Stelle!), Wildschwein, Reh, Biber und Braunbär (die letzteren wohl wegen ihres Fells); gefolgt von mitteleuropäischem Kleinwild und die ganz seltenen Jagdbeuten Wisent, Elch, Auerochse und 1 Wildpferd. Einige Vogelarten wurden ebenfalls verspeist und – die schwer nachweisbaren – Fischarten Hecht und Huchen. Die Haustiere waren mit vor allem Hausrind, Schaf, Ziege, Hausschwein und Hund vertreten.

Im Kapitel „Landwirtschaft“ geht Offenberger einerseits auf die aufwändigen Rodungsarbeiten ein und geht der Vegetation anhand von Pollendiagrammen nach. Der Ackerbau war wohl anstrengend und es wurden insbesondere Weizen - Emmer, Gerste und Hirse aufgefunden. Daneben gab es umfangreiche Sammeltätigkeiten auf Beeren, Früchte und Haselnüsse sowie einiges an Gemüse.

Das Kapitel „Handwerk“ zeigt den hohen Stand von Beilproduktionen, die z. T. aufwändige Zwischenfutter aufwiesen. Von besonderer Bedeutung war die Geschirrproduktion aber auch die Produktion von Gewebe, Schnüren und Seilen. Die Siedler waren anfangs wohl mit Fellen bekleidet, in späterer Zeit gab es wohl auch Gewebe, wie anhand gefundener Spinnwirtel zu vermuten ist.

Die letzten zwei Absätze befassen sich mit Kupferverarbeitung, zu deren Beschreibung er aber auf die Arbeit von Willvonseder verweist. Er schreibt aber zum Abschluss: „Die Funde von tönernen Gusslöffeln, Gusskuchen und -tropfen in allen bisher untersuchten Stationen erlauben den Schluss einer allgemein betriebenen Metallschmelze und -verarbeitung.